Hier findest du die Portraits von unterschiedlichen Spielern, die auf dem Feld aufeinander treffen sowie ausführlichere Berichte von neuen Athleten
Name: Yves Langhard
Erster Einsatz in der Nationalmannschaft
Ich startete meine noch sehr junge Rugby „Kariere“ im August 2017 mit Training jeweils am Dienstag. Ab Dezember begann ich dann zweimal pro Woche ins Training zu gehen. Am 30/31 Juni 2018 hatte ich meinen ersten Einsatz in der Schweizer Nationalmannschaft.
Ich bin am Samstagmorgen angereist, das ganze Team hat sich um 8:30 Uhr in der Cafeteria des Schweizer Paraplegiker-Zentrums getroffen für eine erste Taktikbesprechung. Danach ging es los mit dem ersten Spiel gegen Österreich.
Wir Wärmten uns auf und dann ging es auch schon los. Es war ein sehr knappes Spiel indem die Österreicher immer eine kleine Führung hielten. Dann kam mein Einsatz. Ich war ziemlich nervös vor der Einwechslung, das verflog aber schnell nachdem mein erster Pass sauber angekommen war. Das Spiel ging dann leider mit einem Try unterschied verloren. Trotz des Ergebnisses war ich mit meiner Leistung zufrieden und motiviert für die weiteren Spiele.
Am Abend war das zweite Spiel des Tages für uns, diesmal gegen Deutschland. In diesem Spiel hatten wir mehr Mühe und haben es höher Verloren Ich konnte allerdings meinen ersten Try machen was mich gefreut hat.
Am zweiten Tag ging es am Morgen direkt wieder gegen Deutschland. Trotz einer Leistungssteigerung konnten wir auch dieses Spiel nicht gewinnen. Am Nachmittag war das letzte Spiel angesagt wieder gegen die Österreicher, dieses Spiel wollten wir unbedingt gewinnen da das erste Spiel so knapp gegen uns ausgegangen war. Da der Rugbystuhl eines Teamkameraden nicht zum Spielen bereit war „musste“ ich in der Startlinie beginnen. Nach einem eher durchzogenen ersten Viertel lagen wir zurück. Konnten uns allerding mit einem sehr guten zweiten und dritten Viertel die Führung zurückkämpfen. Im letzten Viertel wurde ich dann nochmals eingewechselt. Ich konnte in diesem Einsatz in letzter Sekunde dann auch noch meinen zweiten Try des Turnieres erzielen und damit das Spiel mit dem Endstand von 50:46 für die Schweiz beenden.
Es war ein sehr Interessantes Wochenende. Ich habe vieles gelernt und freue mich auf weiter Turniere mit der Mannschaft.
Name: Corina Hofmänner
Unfall
Im Rugby seit: April 2016
Seit knapp einem Jahr spiele ich regelmässig bei den Blue-White Eagles Rollstuhlrugby. Gehört habe ich von dieser Sportart von einer Freundin und später von der Reiseleiterin meiner ersten Ferien im Rollstuhl. Als ich später das erste Spiel sah, dachte ich wow, das sind die Elitetetraplegiker. Das ist nicht meine Liga.
Als dann vor einem Jahr das Probetraining beim Turnier in Embrach ausgeschrieben war, wollte ich das Ganze von nahem sehen. Der Rollstuhl war sehr wendig und ich kam schneller auf Touren als gedacht. Da ich Sport seit meinem Unfall im Jahr 2013 sehr vermisste, wurde dass Training am Montag zur heiligen Sperrzeit.Bis zu diesem Zeitpunkt war ich hauptsächlich im Elektrorollstuhl und hatte weder Kraft noch Ausdauer.Seither hat sich einiges getan. Ich bin zwar immer noch mit Abstand die Hinterste im Training, doch immerhin die schnellste Frau (1/1).
Mir gefällt die Mischung aus Kraft, Ausdauer, Taktik und Teamspirit.
Nun bekam ich die Gelegenheit, mein erstes internationales Spiel in Karlsruhe zu spielen.Es war ein ungewohntes Gefühl meinen Namen durch den Lautsprecher zu hören.Rugby wurde zu meiner neuen Passion und zum wirkungsvollsten Selbstständigkeitstraining.
Obschon es bis zur Elite noch einige Hürden gibt, fühle ich mich sehr wohl und unterstützt.
Wie weit der Horizont entfernt ist, hängt von der Augenhöhe ab.
Name: Jeremy Jenal
Unfall/ Krankheit: Skiunfall (Freestyle)
Im Rugby seit: März 2011
Vier Wochen nach meinem Unfall gab mir mein Physiotherapeut den Rat, ein Training der Rollstuhlrugbymannschaft von Nottwil anzusehen, das war das erste Mal, dass ich mit Rugby in Kontakt gekommen bin. Anfangs wollte ich nichts davon wissen ein Schnuppertraining zu absolvieren, da ich mir nicht vorstellen konnte, jemals wieder stark genug zu sein, um mit den anderen Spielern mitzuhalten. Schliesslich entschied ich mich, es trotzdem einmal zu versuchen. Nach dem Training war ich von diesem Sport und dem Zusammenhalt des Teams begeistert, dass ich mich entschloss weiter zu trainieren.
Name: Roger Suter
Unfall/ Krankheit: Autounfall
Im Rugby seit: 1993
Ich bin 1993 auf Grund eines Berichtes im Parakontakt zum Rugby gekommen. In diesem Bericht wurde eine neue Sportart vorgestellt und auf ein Demonstrationstraining hingewiesen. Ich besuchte also dieses Training und danach wusste ich, das ist meine neue Sportart. Die Sportart faszinierte mich, sie gab mir alles was ich bis dahin suchte, Teamgeist, Schnelligkeit, Taktik und Spass. Seit diesem Zeitpunkt spiele ich Rollstuhl-Rugby mit Leidenschaft. Turniere und Reisen waren nun ein fester Bestandteil meines Lebens. In all den Jahren brachte mich Rugby beinahe rund um den Globus, ich lernte andere Kulturen und andere Menschen kennen und besuchte die grössten Turniere der Welt. Das Highlight war im Jahr 2000 die Paralympics in Sydney. Das Eröffnungsspiel Schweiz-USA spielten wir vor 10‘000 Zuschauern im ausverkauften Dome.
Name: Edwin Ramirez
Unfall/ Krankheit: Cerebral- Parese
Im Rugby seit: 2008
Ein lauter Knall erfüllt die Turnhalle in der Sportanlage Fronwald. Es ist nicht der erste und es wird auch nicht der letzte sein. Die Spieler rasen mit viel Geschick und Geschwindigkeit hin und her, während ich an der Seitenlinie zuschaue. Das ist also Rollstuhl-Rugby! Ich war einige Tage davor auf der Suche nach einem Rollstuhlsport, den ich gerne ausüben wollte. Ich habe seit einigen Monaten damit angefangen meine Kondition durch regelmässige Touren durch die Stadt Zürich aufzubauen und war auf der Suche nach etwas neuem. Auf der Homepage des RCZ finde ich einen Abschnitt über das Rugby und bin neugierig.
Als ich den Blue-White Eagles beim trainieren zuschaue, wird mir klar: Das will ich machen! Eine Woche später sitze ich das erste Mal selber in einem Rugby-Stuhl. Das ist nun sechs Jahre her.
Verantwortlich für meine Cerebral-Parese ist meine Frühgeburt um drei Monate. Durch Sauerstoffmangel stirbt ein Teil meines Hirnes ab. Dies zeigt sich später darin, dass ich meine Arme und Beine nicht ganz durchstrecken kann, sowie Koordinationsschwierigkeiten in Stresssituationen habe.
In meinen ersten zwei Kadertrainings habe ich enorm viel lernen können. Das Niveau ist sehr hoch: Die Pässe kommen genauer, die Bewegungsabläufe auf dem Feld sind automatisierter und alle sind voll und ganz bei der Sache. Wir bringen uns gegenseitig an unsere Grenzen und darüber hinaus. Der Wille als eine Einheit über sich hinauszuwachsen ist während dem ganzen Wochenende der rote Faden.
Das Konditionstraining war sehr eindrücklich. Wie oben erwähnt mache ich meine eigene Version davon, aber ich hatte noch nie ein dediziertes Training um meine Kondition aufzubauen. Besonders gefallen haben mir das 20 bzw. 40 Meter Sprinten mit Stoppuhr und die Übung in der wir acht Minuten lang, ohne Unterbruch und abwechselnd in schnellem Tempo und Vollgas, in der Halle gefahren sind.
Den Theorie-Teil am Abend war für mich beim ersten Kader-Training etwas zu abstrakt. Beim zweiten jedoch, konnte ich den einzelnen Positionen viel einfacher die Gesichter der einzelnen Spieler zuordnen.
Was das Spiel selbst betrifft, so hat mir das Kadertraining zu einem besseren Verständnis meiner Rolle auf dem Feld enorm geholfen. Die Fähigkeit unseres Coaches sich in uns einzelne Spieler hineinzuversetzen, während er das Gesamtbild auf dem Feld nie aus den Augen verliert, hat mich sehr beeindruckt. Noch nie zuvor habe ich mich so intensiv mit den Stärken und Schwächen meines Körpers befassen können und ich finde es extrem spannend.
Als ich am Montag ins Büro rolle, habe ich überall Muskelkater. Ich bin zufrieden mit meiner Leistung und dankbar für diese wertvolle Erfahrung. Obwohl der Muskelkater noch die nächsten zwei Tage andauern wird, erfüllt mich ein Gefühl von tiefer innerer Ausgeglichenheit. Bald holt mich der alltägliche Trott wieder ein. Doch in ruhigen Momenten denke ich wieder an das Knallen der Rugbystühle und kann mir dabei ein Lächeln nicht verkneifen.
Name: Silvana Hegglin
Unfall/ Krankheit: Amputationen
Im Rugby seit: 2015
Ich bin durch einen Zufall zum Rugby gestossen, als ich eine Berufliche Abklärung im SPZ machte. Meine Berufsberaterin kannte jemanden von der Ergotherapie, sie fragte mich, ob ich Lust auf ein Probetraining hätte. Ich dachte mir, dass es bestimmt toll wäre diese Sportart auszuprobieren.
Eine Woche später war es dann so weit. Ich kam in die Turnhalle und traf Jeremy und Adi. Meine Berufsberaterin sagte den Beiden, sie sollen mir etwas über Rugby erklären. Adi äusserte daraufhin, ich soll gleich mal in einen Rugbystuhl sitzen und ausprobieren wie es sich anfühlt. Wir spielten ein paar Bälle. Sofort war ich begeistert von diesem Sport. Seit diesem Zeitpunk bin ich im Training regelmässig mit dabei. Anfänglich bin ich einmal die Woche ins Training gegangen, aber mittlerweile trainiere ich zweimal. Es wurde ein Hobby von mir, weil es ein toller Teamsport ist, man taktisch vorgeht und man sich auspowern kann. Im Team sind sehr tolle, offene und motivierte Menschen dabei, welche mich alle sehr herzlich aufgenommen haben. Ich freue mich immer sehr zum Training zu gehen, um neue und spannende Dinge zu lernen, mich im Spiel zu verbessern und Zeit mit dem Team zu verbringen. Im Dezember darf ich gemeinsam mit meinen Teamkollegen an der Schweizermeisterschaft in Nottwil teilnehmen. Ich freue mich sehr auf diese Herausforderung.